Auf Spurensuche in der Vergangenheit

Wo nimmt meine Geschichte ihren Anfang?

Mit ein paar alten Tagebüchern im Rucksack fahre ich hinauf in das unberührte Waldgebiet zwischen Bad Goisern und Altaussee indem sich, mit der Errichtung meines Wildniscamps, ein langgezogener Lebenskreis für mich schloss. Während ich unter der achteckigen Dachkonstruktion aus massiven Baumstämmen ein Feuer entzünde, spanne ich in Gedanken den Bogen von meiner Kindheit bis zu dieser mir so vertrauten Feuerstelle…

Indianer und Fährtensucher

1966 geboren, wuchs ich in Bad Ischl, am Ende einer Straße und am Anfang des Waldes auf. Unbeaufsichtigt aber wohlbehütet erschloss ich als Indianer, Cowboy und Pirat diesen zauberhaften Lebensraum für mich. Ich war frei und selbstbestimmt. Mein Großvater, erster Wegbegleiter, lehrte mich, dass ein Weg nicht immer offensichtlich vor einem liegen muss, um an ein Ziel zu gelangen. Obwohl vom Krieg mit nur einem Auge zurückgekehrt, war er es, der stets die meisten Pilze im Wald aufspürte. Neben einem guten Orientierungssinn in der Natur, hoffe ich, auch seine Gelassenheit und Zufriedenheit im Alter mit auf den Weg bekommen zu haben. Nie bin ich müde geworden mich nach verlorenen Vogelfedern zu bücken. Als Kind waren sie mein wertvollster Besitz. Heute symbolisieren sie die Leichtigkeit und Freiheit jener vergangenen Kindertage für mich, den Frühling meines Lebens, in dem ich intuitiv die richtige Fährte für mein Leben aufgenommen habe.

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“

Die Geborgenheit, die ich in meinen Kindertagen in dieser Landschaft erfuhr, war der fruchtbare Nährboden für meine Sehnsucht nach Abenteuer und Grundlage für mein späteres Selbstvertrauen bei Solo-Touren durch die Wildnis von Kanada. Doch mein Weg zum Yukon River und Tom Browns Tracker School sollte nicht ohne Umwege verlaufen.
Ich erkannte mit zunehmendem Alter, dass die Erwartungen meiner Eltern für ein gesellschaftsfähiges Leben – „aus dir soll ja was werden“ – meine gewohnte Freiheit mehr und mehr einschränkten. Meine innere Kompassnadel war jedoch nach wie vor auf Freiheit ausgerichtet – Freiheit, meine ureigene Melodie klingen zu lassen. Nicht gewillt meine Selbstbestimmtheit aufzugeben gründete ich 1982 ein gut florierendes „Abbruchunternehmen“: Ich brach die Schule ab und zwei Lehren.
Meiner Leidenschaft für Musik folgend, bewarb ich mich schließlich erfolgreich um einen Ausbildungsplatz als HIFI – und Schallplattenverkäufer. Die folgenden Lehrjahre waren geprägt von Erfüllung, Spaß sowie viel Musik und endeten in meinem ersten erfolgreichen Berufsabschluss.
Ich lernte, dass Begeisterung, Neugier und Interesse der beste Antrieb sind um sich in verschiedene Berufsfelder zu wagen. Daraus entwickelte sich später noch zusätzlich ein weiterer Lehrabschluss zum Dachdecker und ein Diplom zum Sozialpädagogen. Obwohl noch lange nicht am Ziel, wusste ich, dass ich so wie einst, intuitiv den richtigen Spuren gefolgt war.

Sehnsuchtsort Yukon

War ich beruflich zufrieden und erfüllt, so spürte ich trotzdem einen unterdrückten Ruf nach Wildnis, Abenteuern, unberührter Natur und Geborgenheit. Mein guter Begleiter aber schlechter Berater „Alkohol“ verhinderte in meinen Jugendjahren das Stillen dieser Sehnsucht. Der Durchbruch gelang 1989 an der Seite meines besten Freundes Vid: wir brachen auf zu einer sechswöchigen Reise in die Wildnis Kanadas. Dort erlebten wir eine unvergleichliche, existenzerhellende Zeit am Yukon River zwischen Whitehorse und Dawson.

 

 

Neben der wilden Schönheit dieses Landes erlebten Vid und ich eine Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft uns Fremden gegenüber, die wir in diesem Ausmaß noch nie zuvor erlebt hatten. Wir waren willkommen, bekamen Hilfe wo wir sie brauchten und fühlten uns geborgen. Gleichzeitig lebten wir in unserer Selbstverantwortung und gestalteten unsere Zeit wie wir es wollten – und da waren sie wieder: die Freiheit und die Selbstbestimmtheit aus Kindertagen. Ich habe mehr gefunden als ich gesucht habe.

So zog mich meine Sehnsucht nach Freiheit, Weite, Abenteuer und tiefer Geborgenheit im Kreis meiner kanadischen Freunde immer wieder in den Norden Kanadas.
Ganz nach dem Prinzip: aus der Ferne sieht man vieles klarer, war das Reisen ein Reifeprozess mit prägenden Erlebnissen und Erkenntnissen für mich.

Tom Brown Jr. und die Tracker Family

Das Leben im „bush“ mit den einfachsten Mitteln war meine Welt. Ich spürte ein immer größer werdendes Interesse an den faszinierenden Techniken, die den Naturvölkern dieser Erde das Überleben sicherten. Meine Neugier führte mich an die weltbekannte Tracker School von Tom Brown Jr. in New Jersey, wo ich mehrere Ausbildungen in der Runde gleichgesinnter Menschen aus der ganzen Welt besuchte. Neben dem Erlernen von zahlreichen Survival Skills erschloss sich für mich eine Lebensausrichtung zum Wohle „Des Großen Ganzen“. Ich wurde Teil der „Tracker Family“. Diese Verbundenheit spüre ich bis heute und ist einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens.

Sesshaftes Nomadentum

Nach der Geburt meines Sohnes David 1998 und meiner Tochter Valerie 2005 tauchte ich ein in das „Abenteuer Familie“, wurde vorerst sesshaft und konzentrierte mich zunehmend auf Aus- und Fortbildungen im Bereich Freizeit -, Erlebnis- und Sozialpädagogik. Damit öffnete ich mir neue Türen für meine schon bestehenden Wildnis- und Survivalkurse. Ich sammelte auf vielen verschiedenen Orten, mit vielen verschiedenen Menschen unglaublich tolle und wichtige Erfahrungen.

Des vielen Herumfahrens mit „Sack und Pack“ müde, beschloss ich, einen fixen Platz – mein eigenes Wildniscamp – zu errichten. Mit der großartigen Hilfe der Österr. Bundesforste (ÖBF) und der ansässigen Jägerschaft startete ich 2010 mit der Planung des Projekts „Camp Yukon“.

2011/2012 entstand mit der tatkräftigen Unterstützung von Familie und Freunden mein eigenes Wildniscamp.

Die Wildnis leben in der Heimat: Camp Yukon

Für mich ist das Camp Yukon ein Ort vielseitiger Nutzung wie z.B. für Teamentwicklung, erlebnis – und freizeitpädagogische Aktionen, Survival Kurse sowie die Möglichkeit zur Auszeit und zum „Seele baumeln zu lassen“.

Ich persönlich will einen Rückzugsort für jene Sinnsuche bieten, die mich selbst schon über so viele Jahre begleitet.

Alle Suchenden in dieser schnelllebigen Zeit, alle die es leid sind, sich mit anderen messen zu müssen. Alle die sich nach einem Ort sehnen, an dem sie im Einklang mit sich selbst sein und in Beziehung zu einer „unberührten“ Natur treten können, um neue Erfahrungen gemeinsam mit Gleichgesinnten zu sammeln. All jene, die ihrer persönlichen Spurensuche nicht müde werden, möchte ich einladen, sich um die knisternden Flammen dieses Feuers zu versammeln.

Ich heiße Euch willkommen.